In den ersten Wochen stellen sich Anleitung und Freiwillige aufeinander ein und entwickeln einen gemeinsamen Arbeitsrhythmus. Zwischen Aufgabenverteilung, fachlicher Einarbeitung und gemeinsamen Pausen entsteht eine Beziehung, die für das Gelingen des Freiwilligendienstes – sowohl für die Freiwilligen selbst als auch für die Einsatzstelle – ausschlaggebend ist.
Die Übertragung von Aufgaben erfolgt i.d.R. von Anleitung zu Freiwilligen. Dabei gilt zu beachten, dass die alleinige Verantwortung niemals allein bei den Freiwilligen liegt, sondern die anleitende Fachkraft die Steuerung, fachliche Verantwortung und Aufsichtspflicht übernimmt. In diesem Vorgehen kann es leicht zu Missverständnissen kommen, was Unsicherheiten oder Frustration bei den Freiwilligen auslösen kann. Um dem vorzubeugen ist eine gute professionelle Beziehung und Kommunikationskultur zwischen Anleitungsperson und Freiwilligen besonders wichtig.
Eine gute Waage finden
Junge Menschen sollen im Freiwilligendienst bei uns die Möglichkeit haben, selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten einzuüben. Gleichzeitig soll immer die anleitende Fachkraft die Verantwortung tragen und die Arbeit der Freiwilligen im Blick behalten – dadurch entsteht ein Spannungsverhältnis. Ohne echte Herausforderungen kommt vielleicht nicht der gewünschte Lerneffekt zustande. Zu große Herausforderungen können hingegen nachhaltig frustrierend wirken und Freiwillige mitunter in eine Überforderungssituation bringen. Zwischen diesen beiden Polen gilt es abzuwägen.
Schaffen Sie angemessene Lernorte, forschen Sie gemeinsam mit den Freiwilligen nach Lernzielen, Herausforderungen und möglichen Projekten.
Generell ist es wünschenswert und entspricht
den Bildungszielen des FSJ/BFD, wenn Freiwillige im Verlauf des Jahres immer wieder an neue Herausforderungen herangeführt werden – Bildung findet vor allem dann statt,
wenn neue Lernerfahrungen ermöglicht werden. Die Aufgaben werden individuell ausgewählt – denn was eine Freiwillige schon nach 3 Monaten kann, fällt einem anderen auch nach 6 Monaten noch schwer. Dabei sind das Feingefühl, die Erfahrung und die Menschenkenntnis der Anleiter_innen gefragt.
Da Überforderung sowie Unterforderung zu Stress und Ängsten führen können sind eine kontinuierliche Anleitung und Gesprächsangebote unverzichtbare Instrumente im Freiwilligendienst.
Beim Herstellen des Gleichgewichts zwischen Herausforderung und Unterstützung können folgende Praxistipps hilfreich sein:
Wie in der Grafik zusammengefasst, hat die Anleitungsperson die Möglichkeit die Freiwilligen einerseits gezielt zu unterstützen und andererseits herauszufordern. Durch das Aussprechen von Lob und Anbieten von Hilfe können die Angeleiteten positiv bestärkt werden und sich in ihrer Tätigkeit sicherer fühlen. Dazu vermitteln Anleiter_innen ihren Freiwilligen das Gefühl willkommen zu sein und anerkannt zu werden, wenn auf ihre Bedürfnisse und Anliegen wertschätzend eingegangen wird. Im Gleichgewicht zu diesen unterstützenden Handlungen, sollten die Freiwilligen auch mit Herausforderungen konfrontiert werden: Was für eine Person herausfordernd ist, hängt an der jeweiligen Persönlichkeit und individuellen Erfahrung. Daher sollte hier langsam ertastet werden, auf welche Weise Herausforderungen eingesetzt und die Lernkurve der Freiwilligen bereichern können. Beispiele für anspruchsvolle und gleichzeitig lehrreiche Situationen sind die Auseinandersetzung mit Kritik, das Bewältigen neuer oder komplexer Aufgaben sowie das eigenständige Erarbeiten von Lösungen oder Projekten.
Auch im Finden dieser Balance sind wir als Träger jederzeit ansprechbar, um zu beraten und unterstützen.