Jahresverlauf

Freiwillige im Dienstjahr begleiten

Alle Freiwilligen sind unterschiedlich. Sie starten mit verschiedenen Motivationen, Vorraussetzungen, Zielen und Vorstellungen in ihren Dienst. Es ist deswegen schwierig, einen allgemeingültigen Plan für das Dienstjahr für alle Freiwilligen in allen Einsatzstellen festzulegen. Zusätzlich können im Laufe der Zeit natürlich in all den unterschiedlichen Einsatzstellen diverse Unbeständigkeiten auftreten, die schwer in einem universellen Plan abbildbar sind.

Trotzdem können wir grundlegend festhalten, welche Themen eher zu welchem Zeitpunkt im Dienstverlauf aufkommen können, auf was sich Anleitungen je nach Dienstmonat vielleicht vorbereiten könnten und was sich in Anleitungsgesprächen gut thematisieren lässt: In unserem Anleitungskalender finden sich eine Menge Tipps. Dieser exemplarische Jahresverlauf kann als Orientierungs- und Strukturierungshilfe dienen und liefert eine Übersicht für das kommende Jahr.

In der Arbeit ankommen

Wenn neue Freiwillige in der Einsatzstelle ankommen ist zumeist alles ungewohnt und auch überfordernd. Es gilt, das Team und die Arbeitsbereiche kennenzulernen, sich an die Arbeitszeiten – die oft gar nicht so wie zuletzt in der Schule sind – zu gewöhnen und in erste Kontakte mit den Klient_innen zu gehen.

In dieser Zeit brauchen die Freiwilligen eine enge Begleitung, wobei regelmäßige Anleitungsgespräche eine große Hilfe sein und erste Struktur geben können. In Ruhe über Verlässlichkeit (beider Seiten!) zu sprechen ergibt jetzt Sinn, weil Fragen dann eher nicht immer wieder auftauchen: Was gibt es vor Ort für Regeln? An wen kann ich mich wenden, wenn es schiefgegangen ist? Was erwarten wir voneinander? Was lief in den ersten Tagen und Wochen schon gut und was noch nicht so sehr?

Um eine gute Basis für die kommenden Monate und Gespräche aufzubauen, sollte zu Beginn Zeit investiert werden, um sich auch menschlich kennenzulernen. Hier muss die anfängliche Überforderung neuer Freiwilliger besonders in den Blick genommen werden, weswegen proaktives Interesse eine Unterstützung darstellt und sich später auszahlt. Eine gute Möglichkeit ist, sich gemeinsam über das erste Seminar und die Inhalte auszutauschen.

Weil die Aufgaben in der Einsatzstelle so neu und ungewohnt sind und den vorherigen Tätigkeiten selten ähneln, ist es auch eine Hilfe, wenn Anleitungen und Freiwillige Aufgaben in der Dienstzeit gemeinsam planen und über dazugehörende to-dos sprechen. In diesem Kontext können auch schon grundlegende Vereinbarungsregeln wie maximale Arbeits- und notwendige Pausenzeiten.

Routinen verstetigen

Wenn erste übertragene Aufgaben zuverlässig erledigt werden und sich ein Verständnis einstellt, wie Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche zugeschnitten sind, entstehen Arbeitsroutinen. Sie schaffen Schritt für Schritt Platz für herausfordernde Tätigkeiten, erste selbstständige Projekte und das eigenständige Entdecken und Lösen von auftretenden Problemen. Um die Freiwilligen hier zu unterstützen, sollten Stärken und Schwächen in Gesprächen thematisiert werden. Diese Zeit ist auch gut, um gemeinsam über Lernziele im Freiwilligendienst zu sprechen.

Je eigenständiger die Freiwilligen sind, desto mehr kommen sie auch in Kontakt mit Kolleg_innen, anderen Freiwilligen der Einsatzstelle und vor allem Klient_innen. Um über diese sich formenden Beziehungen zu sprechen braucht es die Sicherheit, ehrlich sagen zu dürfen, was einem auf dem Herzen liegt. Je nach Einsatzgebiet ist es auch wichtig, über die emotionale Belastung durch die Arbeit zu sprechen – seien es Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen oder Folgen von Krankheiten. In diesem Kontext können gut auch nochmal gute Nähe- und Distanz-Verhältnisse und geltenden Schutzmaßnahmen Thema im Anleitungsgespräch werden.

Nachdem Freiwillige gut vor Ort angekommen sind, wird es auch mehr und mehr Zeit, den Blick nach vorn zu richten. Das kann bedeuten, anstehende Termine und Feste in der Einsatzstellen zu besprechen und sicherzugehen, dass nicht aller Urlaub am Ende der Dienstzeit genommen wird, aber auch, nach Wünschen und Ideen für die Zeit nach dem Freiwilligendienst zu fragen. Je nach Zeitpunkt können einige dieser Überlegungen auch parallel zur Planung der Halbjahresreflexion passen.

Eigene Ideen einbringen

Spätestens wenn die zweite Hälfte des Freiwilligendiensts anbricht wird es Zeit, über das Projekt im Freiwilligendienst zu sprechen. Obwohl das Projekt von den Freiwilligen unbedingt eigenständig geplant, durchgeführt und reflektiert werden soll, brauchen sie immer auch Unterstützung, sei es bei der Findung von Projektideen oder der konkreten Schritt-für-Schritt-Planung.

Auch im Arbeitsalltag ist für diese Zeit eine wachsende Selbstständigkeit und Freiheit im Arbeiten förderlich. Wenn die Freiwilligen bewiesen haben, dass sie übertragene Verantwortung gewissenhaft tragen und Aufgaben erledigen, sollte das mit neuen Arbeitsfeldern honoriert werden. Das ist ein Zeichen der Wertschätzung und steht zugleich der sich manchmal jetzt einstellenden Alltagsmüdigkeit entgegen.

Eine Orientierung bei der Suche nach herausfordernden Tätigkeitsfeldern können die persönlichen Lernziele der Freiwilligen sein. Durch die Reflexion der eigenen Rolle in der Einsaztzstelle, das Zusammenarbeiten mit Kolleg_innen und Klient_innen und die Frage, welche Aufgaben eher in persönliche Stärkenbereiche fallen, können Ideen entstehen, was sich in der Einsatzstelle noch erkunden lässt. Mit dem Blick auf alles schon Geschaffte erblüht neue Motivation, an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung zu arbeiten.

Einen Abschluss finden

Naht das Ende der Dienstzeit, wird es nötig, sich Gedanken für gute Abschiede und auch professionellen wie persönlichen Abschluss zu machen. Wenn Freiwillig eng in die Einsatzstelle eingebunden waren oder mit einzelnen Kolleg_innen besonders gut zusammenarbeiten konnten, kann dieser Abschied schwerfallen – diese Gefühle dürfen wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Ein klarer Abschluss mit den Menschen um sich hilft dann, den neuen Lebensabschnitt nach dem Freiwilligendienst zu beginnen.

Für den Start in die nächste Lebensphase nehmen Freiwillige einen vollgepackten Koffern an Kompetenzen mit. Sich dieser bewusst zu werden ist aber in der sich inzwischen einstellenden Routine nicht immer leicht, weswegen Unterstützung beim Reflektieren der eigenen Entwicklung vonnöten ist.

Zu dieser Zeit stellen sich auch wieder vermehrt organisatorische Fragen. Wenn die Anschlusstätigkeit an den Freiwilligendienst noch ungeklärt ist, müssen die Freiwilligen sich mit viel Vorlauf arbeitslos melden. Neben dem Zertifikat für den absolvierten Dienst sollte es außerdem ein Arbeitszeugnis geben, in das die Erfahrung der verschiedenen Kolleg_innen einfließen. Und dann gilt es natürlich sicherzustellen, wann der letzte Arbeitstag ist, wie dieser mit Schließzeiten der Einsatzstelle zusammenfällt und eigentlich noch zu nehmender Urlaub übrig geblieben ist.

Wenn noch ein paar Monate dazukommen: Verlängerung

Bei der Verlängerung der Dienstzeit bleiben viele Aspekte, die auch für die spätere Hälfte des Dienstes gelten, gleich. Selbstständigkeit und eigenständiges Arbeiten, das Entdecken möglichst der ganzen Einsatzstellenbreite und die Arbeit an der persönlichen Entwicklung finden auch in den zusätzlichen Monaten Raum. Aus den Verlängerungsmonaten soll kein dröges Mehr an Monaten werden. Vielleicht eignet sich die Zeit ja für ein neues, anspruchsvolles Projekt?

Je nach Zeitpunkt kommen vielleicht nun auch neue Freiwillige in die Einsatzstelle. Das kann eine Herausforderung sein, weil zwischen den Freiwilligen keine unangenehme Hierarchie entstehen soll. Wenn sich Anleitungen aber für ein gutes Klima bewusst einsetzen, können die erfahrenen Verlängernden gut in die Einarbeitung eingebunden werden und so den Einstieg in die Arbeit der Neulinge deutlich erleichtern.